Ein Wochenende in der Bodensee-Region

Markdorf & Gehrenberg


Vorgeschichte

Kaum aus Südtirol zurück, buchten wir noch am selben Tag unseren nächsten Wochenend-Trip mit dem Camper. Dieses Mal sollte es an den Bodensee gehen. Die Wettervorhersage versprach Sonne und relativ warme Temperaturen. Warum also nicht noch einmal los düsen?

Leider kamen die Plätze direkt am See entweder mangels Hundefreundlichkeit nicht in Frage oder waren teilweise gar nicht mehr geöffnet, so dass wir uns schließlich für den 5-Sterne-Platz „Wirthshof Camping & Hotel“ in Markdorf, rund 9 km vom Bodensee entfernt, entschieden. Die Bewertungen waren hervorragend und auch die Hunde sollten dort gern gesehene Gäste sein. Für uns natürlich mit der wichtigste Punkt bei der Platz-Wahl.

Für Hundebesitzer gibt es eigene (limitierte) Plätze in einem bestimmten Bereich des Platzes, die lt. Website jedoch bereits ausgebucht waren. Ich wollte mich aber nicht so schnell geschlagen geben und rief einfach mal an. Tatsächlich waren noch zwei Plätze vorhanden. Perfekt. Wir entschieden uns für den „kleineren“ Stellplatz mit einer Fläche von 100 qm und freuten uns sehr, dass es doch noch geklappt hatte. Man sollte sich eben doch nicht immer auf die Buchungsplattformen verlassen.

Im Laufe der Woche erhielt ich immer wieder E-Mails mit Informationen zum Platz sowie Hinweise zur Möglichkeit eines kontaktlosen Check-In (sofern gewünscht), aber auch Buchungsmöglichkeiten für Zusatzleistungen wie z. B. Wellness im Hotel. Alles war sehr gut organisiert, sehr professionell und komplett digitalisiert.


Freitag: Es geht los

Beide am Vormittag noch gearbeitet, ging es gegen 13.30 Uhr los in Richtung Baden-Württemberg. Eingeräumt hatte ich das Wohnmobil bereits gestern Abend, so dass nur noch ein paar wenige Alltags-Gegenstände fehlten.

Mia, unsere „Kleine“ überraschte mich bei der Abfahrt wieder einmal mehr. Am normalen PKW vorbei geschrammt, um „ja nicht mitfahren zu müssen“, entdeckte sie den Camper, lief schnurstracks darauf zu und sprang voller Freude hinein. Es ist immer wieder erstaunlich, was für einen Unterschied die beiden Fahrzeuge für sie machen.

Die Fahrt zog sich dann allerdings ganz schön hin. Viele LKWs, dazu einige Staus und auch noch Umleitungen …. das hatten wir uns anders vorgestellt. Erst um 17.30 Uhr erreichten wir Markdorf und somit auch das „Wirthshof Camping“. Wir waren beide platt; da war ja die Fahrt letzte Woche nach Südtirol deutlich entspannter. Allerdings stellten wir auch fest, dass das Befahren von deutschen Autobahnen generell einfach unangenehmer ist. Hektik, unentspannte Autofahrer, viel zu viel Verkehr. In Österreich oder Italien macht das Fahren deutlich mehr Spaß.

Einparken war hier mehr als easy. Mit 100 qm Platzgröße ohne Hindernisse einmal vor und zurück. Fertig. Da hätten doch glatt noch zwei weitere Autos Platz gefunden. Das war wirklich Luxus pur. Hier konnten wir uns ausbreiten. 🙂

Eine schnelle Erleichterungsrunde mit den Hunden gedreht, genossen wir noch die letzten Sonnenstrahlen am Platz und wechselten endlich in den Wochenend-Modus.

Weil der Hofladen bereits 19 Uhr schloss, kaufte ich noch schnell ein paar Dinge ein und war froh, doch noch das ein oder andere von zu Hause mitgenommen zu haben. Die Auswahl war nun nicht soo groß, Fleisch oder Fisch gab es leider gar nicht. Dafür aber natürlich regionale Produkte wie Apfel-Schnaps oder div. Liköre, Handmade-Marmelade, Käse oder auch Wurst usw.

Bevor die Sonne endgültig verschwand, drehten wir noch eine ausgiebige Gassi-Runde mit den Hunden. Nur ein paar Schritte vom Platz entfernt beginnt ein kleiner Weg zur Hundewiese und weiter dann einmal um den Platz herum. Ein schöner gemütlicher und vor allem ruhiger Weg, genau das Richtige für heute Abend.

Wieder zurück am Camper, wurde es langsam frisch. Draußen sitzen war nicht mehr. Während ich mich dem Social Media widmete, bereitete Toni leckere Käse-Spätzle zu, der Region angepasst. Den restlichen Abend ließen wir mit Serie gucken ganz gemütlich ausklingen.


Samstag: Kleine Wanderung zum Aussichtspunkt Gehrenberg & Besuch von Markdorf

Schon am frühen Morgen strahlte uns die Sonne entgegen. Während Toni und die Hunde sich noch einmal umdrehten, machte ich mich schon einmal auf den Weg in den Hofladen, um frische Brötchen zu holen. Leider mit mäßigem Erfolg. Brötchen müssen vorbestellt werden, was allerdings nur bis 17 Uhr am Vortag möglich ist. Da wir erst danach eincheckten, hatte ich also gar keine Gelegenheit mehr dazu. Und mehr als das Bestellte hatte der Laden nicht im Angebot. Lediglich zwei verschiedene Baguette-Sorten wurden noch angeboten, so dass ich eben darauf auswich. Auch kein Problem, das Baguette war letzten Endes ausgesprochen lecker, natürlich auch frisch gebacken, aber schade fand ich es trotzdem, dass man so gar keine Auswahl hatte.

Weil es in der Sonne bereits angenehm warm war, ließ ich mir einen schnellen Kaffee aus der Maschine und machte es mir vor dem Camper bequem. Genau das ist der Moment, den ich so liebe. Einfach nur dasitzen, den Tag begrüßen, die Ruhe und ein Heißgetränk genießen und einfach mal etwas Zeit nur für und mit sich allein … wunderbar!

Nachdem dann auch irgendwann der Rest der Familie aus den Federn gekrochen war, gab es ein leckeres Frühstück und einen zweiten Kaffee für mich, um Punkt 11 Uhr starteten wir auf unsere heutige, kleine Wanderung, die Toni ausgesucht hatte. Da ich immer etwas übermütig mit Wandern bin und die Touren bei mir immer schnell ins Unermessliche steigen, war es besser, dass er sich darum kümmerte. So hatten auch er und die Hunde Spaß daran und ich musste mir später nicht anhören, welch anstrengende Tour ich „da wieder zusammengestellt“ hätte. 😉

Einmal aus dem Campingplatz raus, überquerten wir die Hauptstraße und liefen die Anton-Reichle-Straße immer weiter in Richtung Möggenweiler. Während des Wegs streiften wir riesige Apfelplantagen. Während die eine bereits komplett abgeerntet war, konnten wir auf der anderen Seite noch die roten Äpfel in Hülle und Fülle hängen sehen. Wie groß sie waren! Wahnsinn! So etwas sieht man selten. Mitgenommen haben wir uns allerdings keine; in dieser Hinsicht bin ich immer so brav und würde mich nie trauen, auch nur einen davon zu „stehlen“.

Wir durchquerten Möggenweiler, entdeckten dabei hübsche Fotomotive und liefen die Möggenweilerstraße entlang, bis wir schließlich am Wanderparkplatz Vogelsang in den Wald und somit auf den richtigen Wanderweg einbogen. Einige Meter durch den Wald spaziert, erreichten wir auch schon den Historischen Wasserspeicher.

Rund um den 1903 bis 1904 erbauten Wasserspeicher erstreckt sich eine richtig schöne Parkanlage, sehr ruhig und idyllisch. Von der Plattform des Speichers aus hat man einen schönen Ausblick auf den Ort und auch Sitzmöglichkeiten, um eine kleine Pause einzulegen.

Vorbei am Hundeverein Markdorf, quer über die Wiese hinweg, folgten wir immer weiter dem Weg durch den Wald hindurch. Die Strecke war teilweise steiler als gedacht und wir kamen ganz schön ins Schwitzen. Erfreulicherweise waren wir nahezu alleine unterwegs. Erst ganz zum Schluss trafen wir auf zwei weitere Wanderer.

Fast genau eine Stunde waren wir unterwegs, als wir schließlich den Aussichtspunkt Gehrenbergturm erreichten. Während Toni mit den Hunden unten wartete, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, auf die Plattform zu steigen. Wer mich kennt, weiß, dass ich immer und überall hoch muss, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.

Der Gehrenbergturm liegt auf einer Höhe von 704 Metern, selbst misst er eine Höhe von 30 Metern. Bereits 1903 erbaut, hieß der Turm anfangs noch „Großherzog-Friedrich-Warte“. Die Bauart erinnert schnell an den Eiffelturm in Paris, der auch tatsächlich als Vorbild galt. Grund für den Bau war eine Initiative zur Verschönerung der Umgebung, außerdem sollte der Turm Blick auf die Insel Mainau bieten, wo der damalige badische Großherzog seinen Sommersitz hatte.

Die rund 155 Stufen nach oben spaziert, erreichte ich schließlich die Plattform, die – sobald jemand anderes die Treppenstufen hinaufsteigt – dann auch schon ganz schön zu Wackeln beginnt. Die Rundumsicht ist allerdings fabelhaft! Auf der einen Seite die grüne Landschaft, auf der anderen Seite Markdorf und darüber hinaus der Bodensee. Heute war es etwas diesig, so dass man ihn nicht in seiner Gänze betrachten konnte. Trotzdem gefiel mir die Aussicht. Eine Tafel informiert über die einzelnen Berge, die man von hier aus erkennen kann.

Fotos gemacht und die herrliche Aussicht genossen, ging es dann auch schon wieder nach unten, wo ich von Mia bereits sehnsüchtig erwartet wurde. Sie sah schon eine ganze Weile nach oben und wusste ganz genau, dass Frauchen „irgendwo da oben“ sein musste.

Unterhalb des Turms gibt es ein paar Sitzbänke wie auch eine Holzhütte, wo wir anschließend noch eine kleine Pause einlegten, bevor es in Richtung Markdorf weiterging.

Ein paar Meter den gleichen Weg wieder zurück, bogen wir die nächste Möglichkeit nach rechts ab, direkt zum Wanderparkplatz Schweppenen und an der Grillhütte Markdorf vorbei. Hier ging es dann wieder eine ganze Weile quer durch den Wald, teilweise ein ziemlich steiler Weg, den unsere Hundemädels richtig lustig fanden und uns mehr oder weniger nach unten zogen. Haben die zwei heute noch einen Termin, oder warum haben sie es soo eilig?

Irgendetwas waren sie allerdings auch auf der Spur, denn plötzlich schlugen beide an und ihre Nasen waren kaum mehr vom Boden wegzubekommen. Ob sie sich ihr Abendessen heute selbst fangen wollten? – Nichts wie weg hier. Auf eine Begegnung mit einem Hirschen oder was auch immer hatte ich ehrlich gesagt keine Lust.

Etwas kurios fanden wir den Wanderweg ja schon, denn plötzlich standen wir mitten in der Einfahrt eines Wohnhauses bzw. mussten diese durchqueren. Aber es war der offizieller Weg; na die werden sich freuen, wenn hier ständig Leute herumlaufen.

Inzwischen waren wir im Ort Markdorf angekommen und liefen die Gehrenbergstraße Richtung Ortsmitte. Abgebogen in die Straße Am Stadtgraben, standen wir auch schon mitten in der Altstadt.

Markdorf ist eine hübsche Kleinstadt am Fuße des Gehrenbergs mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Die historische Altstadt wurde einst durch die Fürstbischöfe von Konstanz geprägt, denen die Stadt auch das sog. Bischofs-Schloss zu verdanken hat. Das Unter- und das Obertor sowie der Hexenturm zählen zu den charakteristischen Wahrzeichen der Stadt.

Schon von Beginn an war ich wieder ganz hin und wenig von diesem Ort. Wunderschöne Häuserfassen, nette Gässchen und mittelalterliches Flair rundherum. Dazu eine unglaublich saubere und aufgeräumte Stadt, wie man sie selten zu Gesicht bekommt. Wirklich sehr einladend.

Vorbei an der Nikolauskirche ging es in die Marktstraße, von wo aus man bereits den markanten Untertorturm sehen konnte. Hübsche kleine Cafés, Souvenirläden und Boutiquen reihen sich in dieser Straße aneinander, einmal das Untertor durchquert, steht man auch schon am Eingang zur Neustadt.

Auf deren Besuch verzichteten wir. So gut Mia es auch mit der Stadt meisterte – wir kamen deutlich weiter als gedacht und sie marschierte zumeist auch mit erhobenem Schwänzchen hindurch – merkten wir doch, dass ihr die Leute langsam zu viel wurden. Wir mussten es auch nicht übertreiben und so drehten wir wieder um, besuchten das Rathaus und liefen anschließend über den Marktplatz die Obertorstraße direkt zum Obertor selbst. Wunderschön anzusehen.

Vorbei an der Mauritiuskapelle und immer entlang der Pestalozzistraße, weiter in die Friedhofstraße streiften wir den Jakobusweg, einen Pilgerweg, der auch mit verschiedenen kirchlichen Bildnissen gesäumt war.

Wieder die Möggenweilerstraße erreicht, bogen wir ab in die uns schon bekannte Anton-Reichle-Straße und erreichten kurze Zeit später wieder unseren Camper. Ein richtig schöner, gemütlicher, teils auch anstrengender, Rundwanderweg, den Toni da herausgesucht hatte. Der perfekte Ausflug. Insgesamt hatten wir rund 8 Kilometer zurückgelegt.

Benita verabschiedete sich gleich in ihr Bettchen und war die nächste Stunde auch nicht mehr ansprechbar. Ich vergesse tatsächlich immer, dass sie schon fast 10 Jahre alt ist und dadurch natürlich nicht mehr ganz so ausdauernd wie Mia. Man merkt es ihr so einfach absolut nicht an; aber natürlich braucht sie auch immer wieder ihre Ruhepausen, um sie nicht zu überanstrengen.

Die Hunde im Schlummerland, holte Toni uns im Hofladen einen leckeren Blechkuchen, dazu gab es Kaffee und Sonne satt. Wir genossen die Sonnenstrahlen in vollen Zügen, philosophierten über dies und jenes und freuten uns über das wiederum so gelungene Wochenende.

Zwei Stunden später spazierten wir mit den Hunden nochmals ein wenig über den Campinglatz, deren Lust hielt sich aber in Grenzen und so kehrten wir auch rasch wieder zurück, um die restlichen Sonnenstunden erneut am Platz zu verweilen. Und so müde Benita auch war … als plötzlich am Nachbar-Stellplatz ein stämmiger, bulgarischer Rüde anreiste, wurde sie innerhalb von Sekunden mindestens 5 Jahre jünger, sprang und alberte herum und war kaum mehr zu bändigen. Ein beidseitiges Schnuppern musste einfach sein, sie zitterte vor Aufregung am ganzen Körper und war kaum mehr von ihm wegzubekommen. Man konnte die Herzchen zwischen den beiden förmlich spüren. Unglaublich süß. Ihre zweite große Liebe, denn schon einmal war sie so vernarrt in einen anderen Hund.

Von der Sonne verabschiedet, wollte Benita unbedingt noch einmal eine Runde drehen. Vermutlich auf der Suche nach ihrem neuen Freund, denn noch immer war sie ganz aufgedreht. Wir liefen die gleiche Strecke wie gestern Abend, im Anschluss holten wir uns im Hofladen frische Flammkuchen. Leider nur Aufbackware und nicht frisch, was wir preislich mit 7,90 € pro Flammkuchen etwas kritisch empfanden. Geschmeckt haben sie aber trotzdem sehr gut und wir mussten heute mal nicht selbst kochen. Für den Absacker danach hatte Toni noch das „Cöxchen“ mitgenommen. Ein regionaler Apfel-Schnaps, der es mit 35 % wirklich in sich hatte.

Auch das finden wir so spannend an unseren Camping-Touren. Regionale Produkte kennenlernen und somit auch immer eine kleine kulinarische Reise unternehmen. Vermutlich haben wir zum Jahresende zig offene Wein-, Schnaps- und Likörflaschen, die uns an die vergangenen Trips erinnern …


Sonntag: Es geht wieder nach Hause

Mensch, was für ein Glück wir gestern doch hatten! Ein Blick heute Morgen aus dem Fenster: Dichter Nebel umhüllte uns. Keine Sonne weit und breit. Und es sah auch nicht so aus, als würde sich das rasch ändern.

Schade eigentlich, denn ursprünglich hatten wir geplant, nach dem Check-Out nochmals direkt an den Bodensee zu fahren, damit wir ihn auch mal gesehen hatten, wenn wir doch schon in der Nähe verweilten. Doch mit dem Nebel konnten wir uns das schenken; da sieht man ja keine fünf Meter. Na gut, auch nicht schlimm. Ein Grund, mal wieder an den Bodensee zu reisen.

Im Hofladen noch einmal Baguette und Marmelade geholt, gab es jetzt erst einmal ein gemütliches Frühstück, bevor wir uns wieder ans Einräumen machten. Mit allem Drum und Dran sind wir damit doch immer eine gute halbe Stunde beschäftigt. Das muss immer einkalkuliert werden, wenn man eine „Deadline“ zum Verlassen des Platzes hat.

Noch einmal eine kurze Runde mit den Hunden gedreht und bezahlt, verließen wir pünktlich um 11 Uhr den Campingplatz Wirthshof und düsten nach Hause. Heute war die Fahrt deutlich entspannter. Keine LKWs, keine Staus und nur eine Umleitung. Drei Stunden später waren wir wieder zu Hause – bei strahlendem Sonnenschein. Wir hatten alles richtig gemacht und ein wunderschönes Wochenende verbracht.